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Veranstaltung zu Kompetenzmessung und -erfassung am 06.06.2013

Am 06. Juni 2013 fand im Kreishaus Bad Schwalbach die Veranstaltung „Kompetenzmessung und -erfassung in pädagogischen Handlungsfeldern“ statt. Auf der zweiten Bildungskonferenz wurde der Wunsch geäußert, dass verbindliche und flächendeckende Instrumente auf den verschiedenen Bildungsstufen eingesetzt werden. Mit der ersten Veranstaltung „Kompetenzmessung und -erfassung in pädagogischen Handlungsfeldern“ nimmt die Fachstelle Bildung das Thema Kompetenzdiagnostik auf und nähert sich diesem sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch aus Sicht der pädagogischen Praxis.

 

Kompetenzen und die Schwierigkeit sie zu messen

Juliane Grünkorn, Projektkoordination des Modellprogramms „Kompetenzmodelle“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft, gab in ihrem Einleitungsvortrag zunächst eine Übersicht über verschiedene Definitionen des Begriffs „Kompetenz“. Anders als im normalen Sprachgebrauch, bei dem der Begriff „Kompetenz“ mit Begriffen wie „Zuständigkeit“ oder „Befugnis“ verbunden wird, bezieht sich in der empirischen Bildungsforschung der Begriff Kompetenz auf intrapersonal verfügbare Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in einem Handlung- bzw. Anwendungskontext (Performanz) sichtbar werden. Um Kompetenzen von Personen empirisch messen zu können, werden standardisierte Tests bzw. Messinstrumente benötigt. Grundlage jeder Kompetenzmessung und -erfassung ist die theoretische Fundierung: Über welche Zielgruppe soll eine Aussage getroffen werden? Welche Zielsetzung soll verfolgt werden? Was soll gemessen werden (Leistungstest oder Persönlichkeitstest)? Welche Methode soll eingesetzt werden (objektive Tests oder Beobachtungsverfahren?)

Präsentation

 

Kompetenzdiagnostik in der Schuleingangsphase

Frau Simon, Schulleiterin der Lenzenbergschule in Niedernhausen, stellt die Schuleingangsdiagnostik und Frühförderung an ihrer Schule vor. Mit Verfahren der Kompetenzdiagnostik werden Risikokinder frühzeitig identifiziert und gefördert. Die Lenzenbergschule begleitet die  Kinder in der Schuleingangsphase anderthalb Jahre. Frau Simon weist in ihrem Vortrag darauf hin, dass in der Schuleingangsphase  Eltern und Kita frühzeitig und aktiv einbezogen werden. Eingesetzt werden verschiedene wissenschaftlich getestete und praktisch erprobte Test- und Beobachtungsverfahren, die es ermöglichen eine Breite an Kompetenzdimensionen zu erfassen. Dazu gehören neben kognitiven Kompetenzen (hier insbesondere die sprachliche Vorläuferfähigkeiten), auch das emotionale und soziale Entwicklungsniveau der Kinder und motorische Fähigkeiten. Unter den Vorläuferfähigkeiten hat dabei Sprache die wichtigste Bedeutung, da schulische Inhalte sprachlich vermittelt werden.

Präsentation

 

Kompetenzerfassung im Übergang Schule – Beruf

Der Vortrag von Herr Martin, Schulleiter von der IGS Wallrabenstein aus Hünstetten, macht deutlich, dass im Prozess der Berufsorientierung die Abnehmeransprüche der Wirtschaft hinsichtlich der sozialen und personalen Kompetenzen eine wichtige Rolle spielen. Mit dem Instrument „KomPo 7“ wird in der 7. Klasse mit anwendungsorientierten Übungen die methodischen, personalen und sozialen Kompetenzen der Schüler durch Selbsteinschätzung  der Schüler und Fremdeinschätzung durch die Lehrkräfte erfasst. Der Gewinn dieses Verfahrens besteht darin, dass soziale Kompetenzen sichtbar werden, die nicht durch objektive Tests und Messtechniken erfassbar sind, so dass die IGS Wallrabenstein KomPo7 trotz des zeit- und personalintensiven Verfahrens als gewinnbringend einschätzt. Es gelingt den Schülern im Berufsorientierungsprozess ein positives Selbstbild zu vermitteln, das Selbstwertgefühl zu stärken und motivationale Einstellungen zu erhöhen.

 Präsentation

 

Zusammenfassung der Diskussion im Plenum

Die Wortbeiträge zeigen, dass bei der Bedeutung der frühen Förderung Einigkeit bei den Fachexperten herrscht – selbst in den weiterführenden Schulen wäre nach Aussage von Herrn Martin die Wirkung der verstärkten Frühförderung im vorschulischen Bereich und in der Grundschule spürbar. Nach Angaben von Frau Merkert, Dezernentin für Gesundheit und Jugend, erreicht man in den Kindertagesstätten rund 97 % der Kinder im Rheingau-Taunus-Kreis – so hoch liegt aktuell die Besuchsquote. Es wird von den Experten darauf hingewiesen, dass den kognitiven Fähigkeiten motorische Fähigkeiten vorgelagert sind. Problematisiert wird in der Diskussion die Ressourcenfrage und die wichtige unterstützende Aufgabe, die andere Institutionen wie das BFZ oder des Bildungswerk der hessischen Wirtschaft haben und die von beiden Referenten aus der Schulpraxis als gewinnbringend eingeschätzt werden. Für das Beratungs- und Förderzentrum (BFZ) an der Max-Kirmsse-Schule sind z. B. durch die Abschaffung der Vorklassenarbeit erschwerte Bedingungen in der Frühförderung gegeben. Hinzukommend werden personelle Ressourcen durch den politisch neu formulierten Inklusionsauftrag gebunden. Frau Merkert, die zuständige Dezernentin weist darauf hin, dass an dieser Stelle das Kultusministerium in der Pflicht steht. Da der Rheingau-Taunus-Kreis unter den Rettungsschirm gehen musste, wurde das Engagement des Kreises beim Kindersprachscreening (KISS) aus finanziellen Gründen eingestellt. Aus dem Plenum wurde desweiteren nach der Wirkung von Kompo 7 gefragt. Herr Martins Antwort lautet, dass es für jeden Schüler Anschlussperspektiven gibt – sei es der weitere Schulbesuch oder eine an den Schulbesuch anschließende Ausbildung.